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Der Gelbe Schwan von Silvercity

„Und pfui! Wie sieht das eine Entlein aus; das wollen wir nicht dulden!“ In Anlehnung an das Märchen „Das hässliche Entlein“ von Hans Christian Andersen hat sich der Zustellstützpunkt „Halle 70“ zu einem „stolzen Schwan“ verwandelt.

Der Zustellstützpunkt „Halle 70“ hat sich dank eines außergewöhnlichen Künstlerprojekts zu einem „stolzen Schwan“ verwandelt. In der Vergangenheit war das Gebäude immer wieder Ziel von Vandalismus, was die Notwendigkeit einer Veränderung deutlich machte. Im Stadtteil Silberhöhe, einem der größten Plattenbaugebiete in Halle (Saale), sind solche Probleme nicht ungewöhnlich. In den 70er und 80er Jahren entstand hier ein bedeutendes Stadtbauprojekt, das tausende Wohnungen schuf. Heute ist Silberhöhe ein Stadtteil, der mit Herausforderungen konfrontiert ist, aber auch einen starken Gemeinschaftsgeist und Potenzial für positive Veränderungen aufweist. Der Stadtbezirk „Silberhöhe“ wird von der Graffiti-Szene schon lange als „Silvercity“ bezeichnet.

„Das Postgebäude ist nicht nur ein Ort der Zustellung, sondern auch ein Teil der Gemeinschaft“, betont Robert Leuteritz, Mitarbeiter Stab Produktionsunterstützung bei der Deutsche Post und DHL, der das Fassadengestaltungsprojekt geleitet hat. „Es war uns wichtig, die Menschen hier einzubeziehen und ihnen einen Ort zu bieten, auf den sie stolz sein können.“

Im Jahr 1994 wurde das Postgebäude nach der Fertigstellung der gesamten Blöcke errichtet und war ein unverzichtbarer Anlaufpunkt für die Anwohner der Umgebung. Bis zuletzt beherbergte das Gebäude eine Postfiliale und einen Bankautomaten. Fast 30 Jahre später wurde das Postgebäude umfassend um- und ausgebaut, um eine vollständige Verbundzustellung einzuführen. Diese Art der Zustellung ermöglicht es, verschiedene Postdienstleistungen, wie Brief- und Paketlieferungen, effizienter zu kombinieren und aus einer Hand anzubieten. Der Stützpunkt erfuhr somit eine komplette Renovierung und Neustrukturierung.

Nach dem Umbau und der Modernisierung der Innenräume sollte auch die Hülle des Standortes einen neuen Anstrich bekommen. Aus der negativen Erfahrung der vorangegangenen Jahre wurde die Idee geboren, mit der Sprayer-Szene gemeinsame Sache zu machen. Der Kontakt zum Künstlerkollektiv Lost in Sprays wurde aufgenommen, Ideen ausgetauscht und das gemeinsame Projekt beschlossen. Lost in Sprays ist ein kreatives Kollektiv von Graffitikünstlern, das sich der Verschönerung urbaner Räume widmet und dabei den Dialog zwischen Kunst und Gesellschaft fördert. Die Künstler sind bekannt für ihre beeindruckenden Wandgestaltungen, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch gesellschaftliche Themen ansprechen. Mit ihrer Expertise konnte die Fassade kurzer Zeit später ein neues, nachhaltiges Gesicht erhalten.

„Die Zusammenarbeit mit Lost in Sprays war eine großartige Gelegenheit, die lokale Kunstszene zu fördern“, sagt Leuteritz. „Die Künstler bringen nicht nur Farbe in den Stadtteil, sondern auch wichtige gesellschaftliche Themen zur Sprache.“ In diesem Zusammenhang wurden auch die damaligen Sprüher ausfindig gemacht, die begeistert von der Idee einer gemeinsamen Zusammenarbeit waren. „So konnten wir ein kreatives Konzept entwickeln, das die moderne Post repräsentiert.“

Im Rahmen dieses Projekts gestalteten alteingesessene Graffitikünstler die Fassade des Postgebäudes mit Postmotiven in dem charakteristischen „Post-Gelb“. Um Vandalismus vorzubeugen, wurden die Werke mit den Künstlernamen versehen. „Für 2025 planen wir einen Feinschliff der Fassade und einen Graffiti-Workshop, um die lokale Gemeinschaft aktiv einzubeziehen“, fügt Leuteritz hinzu. „Es ist wichtig, dass die Bewohner das Gefühl haben, Teil dieses Projekts zu sein.“

Bei den Postmotiven wurden verschiedene Designs ausgewählt, darunter Transportmittel wie das neue Lastenfahrrad „Rytle Mover“, der Post-Rolf, der für die Einführung der fünfstelligen Postleitzahl steht, sowie eine Pflanze mit einem Stecker für „Go Green“. 

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