
Panorama
Ein Briefkasten mit romantischer Vorgeschichte
An der mehr als 500 Jahre alten Bräutigamseiche in Schleswig-Holstein befindet sich in rund drei Metern Höhe ein Astloch, das bis heute als Briefkasten genutzt wird. Rund 50 bis 60 Briefe stellt die Deutsche Post jeden Monat an der Bräutigamseiche zu.
Die Bräutigamseiche steht im Dodauer Forst, etwa 3,5 Kilometer westlich von Eutin in Schleswig-Holstein. Der Baum hat einen Stammumfang von fünf Metern und eine stattliche Höhe von mindestens 25 Metern. In rund drei Metern Höhe gibt es ein Astloch, das schon früher heimlich als Briefkasten genutzt wurde. Seit 1927 wird dieser besondere Briefkasten offiziell von der Post bedient und seit 1993 - mit der Einführung der fünfstelligen Postleitzahl - hat er sogar eine eigene Postleitzahl. Pro Monat kommen durchschnittlich 50 bis 60 Briefe dort an.
Partnersuche mal anders

Wer an "Bräutigamseiche, Dodauer Forst, 23701 Eutin" schreibt, sucht eine(n) Partner(in). Das Besondere an dem idyllisch gelegenen Briefkasten: Jeder und jede Interessierte darf die Briefe herausnehmen, sie öffnen, lesen und beantworten. Aus den daraus entstandenen Brieffreundschaften sind sogar schon einige Ehen hervorgegangen.
Geheimer Übergabeort
Und so nahm alles seinen Anfang: Im Jahr 1892 hatte sich die Tochter eines Försters im Dodauer Forst sich in einen Leipziger Schokoladenfabrikanten verliebt. Ihr Vater jedoch war gegen diese Liebesbeziehung. So begannen die Liebenden, sich heimlich Briefe zu schreiben. Das Astloch des Baumes, der heute den Namen Bräutigamseiche trägt, diente als Übergabeort für die schriftlichen Liebesbekundungen.
Irgendwann musste der Förster schließlich einsehen, dass er nicht gegen die Liebe seiner Tochter würde ankommen können und er gab sein Einverständnis für die Heirat mit dem Schokoladenfabrikanten. Am 2. Juni 1892 gaben sich die Verliebten unter der Bräutigamseiche das Ja-Wort.
Post aus der ganzen Welt

Seitdem dient das Astloch als Briefkasten für Verliebte oder für Menschen, die auf der Suche nach dem oder der Richtigen sind. Kurz nach der Hochzeit wurde in der nahegelegenen Försterei eine Schankwirtschaft mit Pension eingerichtet. So stieg der Bekanntheitsgrad der Eiche über die Jahre. Viele Kurgäste wanderten zur Försterei und besuchten auch die Bräutigamseiche. Sogar Post von anderen Kontinenten, wie zum Beispiel aus Afrika und Südamerika ist bereits in das Astloch des geschichtsträchtigen Baumes zugestellt worden.